Die Welt der Kinder

0 3 Exklusiv-Interview mit Ute Krause „Das Fremde wurde zum Vertrauten“ Die Autorin Ute Krause über interkulturelle Kompetenz und die Vorbildfunktion von Eltern. Vierzehn Serienbände, Bilderbücher, eine TV-Serie und Theater- stücke – was begeistert Kinder an den Muskeltier-Geschichten? In den Muskeltieren geht es um vier winzige Held:innen, die trotz ihrer Unterschiede allerbeste Freund:innen werden und durch dick und dünn miteinander gehen. Das scheint einen Nerv bei den Kindern zu treffen. Genauso wie die Tatsache, dass die Geschichten mit Humor, Spannung und Herzenswärme erzählt sind. Dabei geht es hintergründig durchaus um ernstere Themen, aber ohne Zeigefinger, denn so etwas spüren Kinder, die Zeigefinger-Bücher ja bekanntlich nicht mögen. Im neuen Band helfen die Muskeltiere einer Familie, die fliehen musste. Sie selbst lebten als Kind in verschiedenen Ländern. Dort waren Sie und Ihre Familie die Fremden. Wie viel persönliche Erfahrung steckt in dieser Geschichte? Natürlich steckt meine eigene Erfahrung in der Geschichte. Als ich als Kind in der Türkei, Nigeria, Zypern oder Indien ankam, musste ich mich erstmal in der neuen Welt zurechtfinden. Das war jedes Mal mit Unsicherheit verbunden, aber mit der Zeit lernte ich, mich nicht mehr vor dem Neuen zu fürchten. Die freundlichen Menschen, denen ich begegnete, machten es mir leicht. Ichwollte bald überall dazugehören, fand überall Freund:in- nen, das Fremde wurde zum Vertrauten. Sprache war dabei ein wichtiger Schritt, um in einem Land anzukommen. Deshalb ist Sprachförderung in Kindergärten und Grundschulen auch so wichtig. Vom Ankommen in der Fremde, der Bereitschaft, sich trotz aller Herausforderungen auf das Neue einzulassen, erzähle ich auch im neuen Muskeltierband. Wie können Eltern interkulturelle Kompetenz bei ihren Kindern fördern? Kinder bekommen mit, was die Eltern vorleben. Sind die Eltern misstrauisch, ängstlich oder feindselig, übernehmen dies die Kinder meistens. Wenn die Eltern hingegen Interesse am anderen zeigen, respektvoll und zugewandt sind, lernt das Kind, sich ebenso zu verhalten. Da nicht jede:r die Möglichkeit hat, in die Ferne zu reisen, könnte man im Kleinen anfangen: Kinder könnten die Geschichten ihrer Verwandten in der Klasse vortragen. So erzählt jede:r etwas über sich und über das Land und das Leben seiner Vorfahren. Das könnte den Dialog erleichtern, Vorurteile abbauen und zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Denn nicht nur Lesen fördert Empathie, auch das Erzählen von Geschichten. Ein derartiges Projekt könnte man natürlich auch mit Märchen aus aller Welt machen, mit Bildern oder über das Thema Essen – da gibt es ja viele Möglichkeiten. Vor allem geht es darum, miteinander zu reden und einander kennenzulernen. Wenn Sie aus Buchheld:innen Ihrer Kindheit ein Muskeltier- Team zusammenstellen könnten – wer wäre dabei? Der weise Löwe Aslan aus den Narnia-Chroniken, Dr. Doolittle, weil er mit den Tieren sprechen konnte, und vielleicht der kluge Hofnarr Hodscha Nasreddin, dessen Geschichten ich in Indien hörte und der aus den schwierigsten Situationen immer einen Ausweg fand, so wie meine kleinen Held:innen es tun. UTE KRAUSE wurde 1960 geboren und hat als Kind in der Türkei, Nigeria, Indien und den USA gelebt. Sie schreibt, zeichnet, dreht Filme und ist mehrfach ausgezeichnet worden. Ihre Kinder- und Bilder- bücher wurden in viele Sprachen übersetzt – und manche sogar fürs Fernsehen verfilmt. © Random House/Isabelle Grubert Eine lustige Geschichte, die menschliche Werte vermittelt Aus einem fernen Land hat es die beiden Kinder Sonia und Luki mit ihrer Mutter in die Deichstraße verschlagen. Mutter Amira, die zuhause ein beliebtes Restaurant führte, kann hier nichts tun und wird von Tag zu Tag trauriger. Keine Frage: Hier müssen die Muskeltiere eingreifen! Ute Krause Die Muskeltiere — Band 8 — Die Muskeltiere und die fliegenden Teigtaschen cbj | 192 S. | 16,— € Ab 8 Jahren | 160 Lesepünktchen 65

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