Die Welt der Kinder

Frau Echtler, wie unterstützt die Stiftung Zuhören Kinder dabei, diese wichtige Fähigkeit zu entwickeln? Zuhören ist der Schlüssel zur Welt. Aber nicht alle Kinder tun sich leicht damit. Die gute Nachricht: Zuhören kann man lernen. Damit das gelingen kann, unterstützen wir Kitas, Schulen und Eltern: Neben theoretischem Wissen geht es uns um praktische Anregungen, wie bspw. einen „Hörspazier- gang“, ein Klangrätsel oder ein kleines Hörstück, das man mit Kindern erstellt. Für Eltern haben wir Tipps, die das Zuhören in der Familie erleichtern. Wer tiefer einsteigen will, kann eine Fortbildung zur Förderung der Zuhörkompetenz besuchen. So stärken wir die Bildungsfähigkeit unserer Kinder. Denn: Kinder, die zuhören, erweitern ihren Wortschatz und können sich besser konzentrieren. Zudem wird ihre Fantasie angeregt. Wie lassen sich Kinder während des Vorlesens dazu motivieren, aufmerksam und begeistert zuzuhören? Kinder hören zunächst alles ungefiltert. Erst nach und nach lernen sie hinzuhören. Eltern können sehr viel dazu beitragen, dass Kinder ihre Hörwelten bereichern und im Laufe der Zeit gehörte Informationen, Geräusche, Klänge und Musik unter- scheiden sowie genauer heraushören. Vielleicht darf ich ein paar Tipps geben: Sorgen Sie beim Vorlesen für Ruhe, reduzieren Sie Hintergrundgeräusche und Ablenkungen, damit sich das Kind auf Worte, Ihre Stimme, die Atmosphäre konzentrieren kann. Lesen Sie mit verteilten Rollen. Machen Sie Pausen. Erkundigen Sie sich beim Kind, wie die Geschichte weitergehen könnte. Gibt es bestimmte Hörspiele oder Geschichten, die Kinder besonders gerne hören und zum Zuhören motivieren? Was uns beim Zuhören in den Bann zieht, sind die Stimmen, Klänge, Geräusche und Musik. Das sind die Zutaten, die „das Kino im Kopf“ entstehen lassen: eine deutliche Aussprache, die Betonung und dass Textpassagen abwechslungsreich gestaltet sind. Stimmen sollten zu der Figur und die Stimmlage der Personen sollte zu ihren Gefühlen passen: Ein trauriges Kind sollte nicht begeistert klingen. Toll, wenn man Stimmen gut voneinander unterscheiden kann. So kann man sich die Per- sonen besser vorstellen. Auch Musik, Klänge und Geräusche haben eine große Wirkung, sie können unterschiedliche Stimmungen und Spannung schaffen, wie Freude, Angst, Trauer oder Zugehörigkeit. Geräusche sollten realistisch klingen: Ein Flugzeug klingt anders als ein Hubschrauber. Macht es einen Unterschied fürs Zuhören, ob man lustige Stimmen imitiert oder besonders lebhaft vorliest? Ja definitiv. Das ist für Kinder spannend, da es sie quasi in die Geschichte hineinzieht und sie sich mittendrin fühlen. Exklusiv-Interview mit Birgit Echtler von der Stiftung Zuhören „Zuhören ist der Schlüssel zur Welt.“ Birgit Echtler, Geschäftsführerin der Stiftung Zuhören, erklärt, warum Zuhören so wichtig für Kinder ist und wie man diese Fähigkeit fördern kann – mit Geschichten, Klängen und viel Fantasie. Seit über 20 Jahren setzt sich die Stiftung Zuhören für eine zuhör- freundliche Gesellschaft ein. Mit praxisnahen Projekten für Kinder und Erwachsene stärkt sie die Kompetenz des Zuhörens, die eng mit einer Haltung des Respekts, der Geduld und der Offenheit verbunden ist – Grundlage für ein gutes Miteinander. Weitere Infos unter www.stiftung-zuhoeren.de Stiftung Zuhören: © Thomas Dashuber BIRGIT ECHTLER Geschäftsführerin der Stiftung Zuhören „Was uns beim Zuhören in den Bann zieht, sind die Stimmen, Klänge, Geräusche und Musik.“ 33

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